Beste Bildungschancen für mehr Teilhabe

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– Berufliche Schulen sichern Chancengleichheit –

„Gute Bildung ist Voraussetzung für Teilhabe in der Gesellschaft. Das Ziel der Koalition ist, allen Kindern und Jugendlichen eine Bildung zu ermöglichen, die ihre Begabungen und Potenziale ausschöpft. Die Koalition will ein Bildungssystem, das zur Entkoppelung des Bildungserfolgs von der sozialen Herkunft beiträgt.“
(Koalitionsvereinbarung für die Legislaturperiode 2016 – 2021)

Am Dienstag, 07.02.2017 folgten Gabriele Thieme-Duske und Marcus Striek von der AfA Reinickendorf der Einladung des Fachausschusses V (Stadt des Wissens – AK Berufliche Bildung) sowie weit über 100 weitere Interessierte, um zu erfahren, wie die Bildungssenatorin Scheeres dieses Ziel in der Beruflichen Bildung umsetzen will.

Sandra Scheeres leitete ihr Kurzreferat damit ein, dass allgemeine und berufliche Bildung gleichwertig sind, dies wurde so auch im Koalitionsvertrag festgelegt. Berufsbildung sei wichtig für die Durchlässigkeit und Chancengleichheit. Sie legte besonderen Augenmerk auf die Tatsache, dass die SPD in der vergangenen Legislaturperiode die Jugendberufsagentur Berlin (JBA) auf den Weg gebracht habe, um Bildungsabbrüche zu verhindern.

Zur Wiedereinführung des 11. Pflichtschuljahres kommentierte sie, dass die Schulpflicht im Berliner Schulgesetz definiert sei und eine Gesetzesänderung in dieser Legislaturperiode aufgegriffen werden kann. Ferner sehe sie keinerlei Veranlassung, Schulplätze an den OSZs zu reduzieren, da diese auch eine wichtige Rolle zur Integration von Flüchtlingen spielen, denn diese Jugendlichen müssen in Schulen und nicht in Flüchtlingsheimen unterrichtet werden.

Zum Thema berufliche Ausbildung gebe es eine neue Form der Berufsorientierung in Zusammenarbeit mit der IHK zum Thema „Talente Check“, damit sollen neue Fähigkeiten bei den SchülerInnen festgestellt werden. Daher halte sie auch die Forderung aufrecht, wonach die Wirtschaft ein ausreichendes Ausbildungsangebot machen müsse; sie habe jetzt 1.000 zusätzliche Ausbildungsplätze angeboten. Scheeres verwies in diesem Zusammenhang auf das Durchschnittsalter eines Azubis von 21 Jahren.

Die SPD wie auch die anderen Koalitionsparteien haben erkannt, dass es einen Fachkräftemangel z.B. im Pflegebereich gibt. Aus diesem Grund wurde das Schulgeld abgeschafft und man werde eine Ausbildungsplatzabgabe prüfen und erheben. Die Koalition sei sich bewusst, dass durch die wachsende Stadt zusätzlich 30 Schulen gebaut werden müssen. Es werde an einem Schul- und Standort-entwicklungsplan gearbeitet, welcher 2018 vorliegt und dann 2020 umgesetzt werde. Dabei werden dann auch Ausstattungs- und Sanierungsfragen geklärt werden.

Aus dem Plenum

Bezahlung von LehrerInnen
Scheeres berichtete hierzu, dass sich das Land Berlin für eine bessere Bezahlung der Lehrer und Erzieher einsetze, aber die Länder in der TDL (Tarifgemeinschaft der Bundesländer) andere Punkte im Fokus haben. Der Finanzsenator werde dies 2017 in den TDL-Verhandlungen ansprechen. Die Fragesteller waren mit dieser Antwort nicht einverstanden und brachten zum Ausdruck, dass sie insbes. das Problem der gleichen Bezahlung von angestellten und beamteten LehrerInnen für unbefriedigend gelöst hielten.

Quereinsteiger
Scheeres: 2.500 LehrerInnen werden jährlich eingestellt. Sie favorisiere, ausgebildete Lehrer einzustellen. Hierfür müssen die Hochschulverträge neu formuliert und die Zahl der Studienplätze erhöht werden. Angesichts der wachsenden Schülerzahlen und aufgrund des Lehrermangels sehe sie derzeit jedoch keine Alternative zum Quereinstieg in die Lehrertätigkeit, zumal der Ruf nach mehr Praktikern an den Schulen vor fünf Jahren aus den Berufsschulen kam. Die Frage nach der Sicherung eines qualifizierten Nachwuchses für die beruflichen Schulen soll auf einer weiteren Veranstaltung des Arbeitskreises geklärt werden.

Scheeres verwies in diesem Zusammenhang auch auf das Konzept der „Integrierten Berufsausbildungsvorbereitung“ (IBA), der Zusammenlegung von Bildungsgängen der Berufsqualifizierenden Lehrgänge (BQL VZ) und Einjähriger Berufsfachschule (BFS 1). Hiermit könne eine verbindliche Einführung in das betriebliche Lernen gewährleistet werden. So können aus diesem Bildungsangebot heraus für die zugewanderten Jugendlichen Anschlussmöglichkeiten für eine weitergehende schulische Perspektive geboten werden. Wegen der Sicherung der Ressourcen stehe sie im Gespräch mit dem Finanzsenator.

Schulentwicklungsplan
Stephan Alker (Vorsitzender AKBB) stellte fest, es gäbe erhebliche bekannte Mängel bei den Schulbauten sowie Kapazitäten und wollte wissen, wie diese behoben werden sollen. Sandra Scheeres meinte dazu, dass der Bedarf in den einzelnen Bereichen unterschiedlich sei, in den Pflegeberufen und im Erzieherbereich sei ein Ausbau notwendig. Die Unterlagen hierzu lägen derzeit im Parlament. Der Schulentwicklungsplan werde im Jahr 2018 abschlossen sein. Schon jetzt stünden allein für die Sanierung von OSZ-Schulgebäuden 320 Mio. € zur Verfügung.

Übergang 11. Pflichtschuljahr
Stefan Platzek (Berufliche und zentralverwaltete Schulen, JBA – SenBJF) meinte zu diesem Thema, es bestehe bereits eine Vernetzung JBA und Berufsorientierung an den Schulen. Geduld werde noch für das „Feintuning“ gebraucht.

Erzieherausbildung
Stephan Alker warf die Frage auf, wie die Qualität an den rund 40 privaten Erzieherschulen zu sichern sei. In der Vergangenheit seien dort ernstzunehmende Mängel in der Ausbildung aufgetreten.
Dazu führte Scheeres aus, dass sich wegen des hohen Bedarfs an Erziehern die Ausbildungskapazitäten verdoppelt hätten, deshalb sei man auf freie Träger angewiesen. Die Qualitätssicherung werde derzeit in der Senatsverwaltung diskutiert, überlegenswert seien z.B. Zentralprüfungen, um eben die Qualität zu sichern. Positiv sei, dass die Schul- bzw. Ausbildungsgebühr abgeschafft wurde.

Abschließend wurde noch einmal auf die nächste Veranstaltung des Arbeitskreises Berufliche Bildung hingewiesen, auf der die Nachwuchssicherung für die beruflichen Schulen detailliert und kompetent diskutiert werden soll.
Gabriele Thieme-Duske und Marcus Striek

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