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Fachkräftemangel (?)

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– die Situation im Raum Berlin, mögliche Maßnahmen und politische Verantwortung.

Am 22.09.2015 hatten die AfA Reinickendorf und die AfA-Mitte zum Thema „Fachkräftemangel (?) – die Situation im Raum Berlin, mögliche Maßnahmen und politische Verantwortung“ eingeladen. Leider hatte Karl Brenke vom DIW kurzfristig aus dringenden Termingründen abgesagt. Eine Einladung an die IHK Berlin wurde mit den Worten: „…nach intensiver Prüfung Ihrer Veranstaltungsinhalte sind wir jedoch zu dem Schluss gelangt, dass hier ein starker tarifpolitischer Bezug besteht, der sich auch nicht ausklammern lässt…“ wurde leider nicht Folge geleistet.

Zum Glück nahm die Diskussion der Teilnehmer mit Boris Velter (Staatssekretär der Senatsverwaltung Arbeit, Integration und Frauen) und dem stellvertretenden Vorsitzenden des DGB Berlin-Brandenburg, Christain Hoßbach keinerlei Schaden durch die Absagen der Wirtschaftsvertreter.

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Christian Hoßbach erläuterte den Anwesenden, dass die Bundesagentur für Arbeit bei ihrer Arbeitsmarktbeobachtung rote Bereiche in den Pflegeberufen, Rettungsdiensten und im Hotel- und Gaststättengewerbe feststellt. In manchen Branchen und Regionen ist ein Fachkräftemangel zu verzeichnen jedoch ein akademischer Mangel ist nicht zu sehen. Er forderte alle Sozialpartner auf, nicht nur das Problem zu benennen, sondern an den notwendigen Stellschrauben zu drehen. So müssen vernünftige Tarifverträge abgeschlossen werden, das politische Engagement in Wirtschaftsförderung und landeseigene Betriebe müssen eingebracht werden. In diesem Zusammenhang verwies er darauf hin, das 39% der Beschäftigten in unsicheren (prekären) Arbeitsverhältnissen stünden. Aber auch die Aus- und Weiterbildung, vor allem für Auswanderer und Migranten müsse verbessert werden, da belege Berlin leider den letzten Platz.

Staatssekretär Boris Velter meinte das die „Naturkatastrophe demografischer Wandel“ bereits vor 20 Jahren thematisiert wurde und der „Wandel von Arbeitspotential nach 1945 schlimmer war“. Jährlich kommen ca. 40.000 Neu-Berliner in unsere Stadt, davon ca. 1/3 aus dem Inland. Er bemängelte ein gesellschaftliches Problem: Es sei attraktiver, 60kg Metall zu tragen anstatt einen 60 kg schweren Menschen in den Pflegeberufen. Es fehle an der Würdigung für die Beschäftigten und deren Arbeit – prekäre Arbeitsverhältnisse, Überstunden und Schichtarbeit seien leider normal. Der Senat habe 2011 das Programm „Gute Arbeit“ aufgelegt und beispielhaft sei die Errichtung von Jugendberufsagenturen (JBA) in Berlin, die in diesem Jahr in vier Bezirken ihre Arbeit aufnehmen werden. Berlin hat eine Auflösungsquote bei Ausbildungsverträgen die 10% höher liegt als im Bundesdurchschnitt. „Was ist da los? – Was machen junge Menschen nach der Schule und nach den Vertragslösungen?! Das müssen wir beobachten!“ war sein Statement.

Auf die Frage bzw. Forderung ob eine Ausbildungsplatzabgabe/Ausbildungsfonds zur Linderung des Fachkräftemangels beitragen könnte, gab Christian Hoßbach zu bedenken, dass die Gefahr des „Freikaufens“ bestehe, auch wenn die Forderung plakativ gut sei. Die Anregung aus dem Publikum, dass in den JBAs auch eine Anlaufstelle für Azubis vorhanden sein müsste, damit bei Problemen während der Ausbildung die jungen Menschen auch Beratung und Unterstützung finden, konnte Boris Velter positiv verkünden, dass dies mit aufgenommen wurde.

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Weitere Wortmeldungen waren zu den Themen Tarifflucht/Tarifbindung, Allgemeinverbindlichkeitserklärungen sowie die Ausgrenzung von jungen Menschen mit Migrationshintergrund („Jugendliche mit Kopftuch werden in Berlin nicht ausgebildet“) und die Qualitätseinstufung für betriebliche Ausbildung mangelhaft sei.

Marcus Striek

 

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